Historische Stadtrundgänge durch

Neusalza-Spremberg

06 - Obermarkt 12 Apotheke

Das Gebäudegrundstück gehörte zur Flur des Spremberger Niederen Rittergutes, die zu Zeiten der Stadtgründung bebaut wurde. Ob Christoph Rößner, Gemeindeältester und von 1700 bis zu seinem Tod 1714 Bürgermeister der Stadt, der erste Eigentümer des Hauses war, ist nicht mehr zu ermitteln.

Belegt ist, dass seine Erben das Haus am Markte, gelegen neben Johann Christoph Müllers Hause und der verwitweten Fr. Meißnerin Garten, mit dem Garten hinterm Haus bis an die Gasse, am 19. September 1715 an Gottfried Behnisch, den Schwiegersohn und Miterben für 180 Talern verkauften. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 2 Fol. 250b ff.] 

Behnisch war Fuhrmann aus Tautewalde und hatte am 19. März 1715 das Neusalzaer Bürgerrecht erhalten. 1745 starb Gottfried Behnisch, seine Ehefrau 1746.
Jedoch erst am 4. Juni 1793 kam es zum erneuten Verkauf.
Verkäufer waren Johann Christian Behnisch und Gottlieb Zacharias Ahme, „letzterer als Vormund des bereits seit 50 Jahren verschollenen Gottfried Behnischen“. Die durch Erbgangsrecht auf sie gekommenen Grundstücke „1. das zwischen Herrn Gottlieb Zacharias Ahmes und Mstr. Johann Friedrich Rosts Häusern innen gelegene Bürgerhaus, sammt dem Garten hinten hinaus bis an die Gasse, ingleichen die durch die Ratsconcession d.d. 27. May 1695 erlangte Befugnis, ein weniges von dem freyen Wasserlaufe auf dem Markte zu genießen….“ wurden an den noch minderjährigen Enkel Gottfried Bensches Christian Gottfried für 800 Taler verkauft. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 5 Fol. 48b ff.]

Christian Gottfried Behnisch, „Grenadier unter Ihro Königlichen Majestät Leibgarde und Bürger allhier“ verkaufte das Bürgerhaus und die Grundstücke am 5. Juli 1808 an den Kaufmann Friedrich Wilhelm Thiele für 3.250 Taler. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 5 Fol. 289 ff.]

Thiele besaß das Haus und die Zubehörungen keine zwei Jahre. Bereits am 3. März 1810 kaufte es der Kaufmann Ernst August Worm für 3.000 Taler. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 5 Fol. 308 ff.]

Wiederum zwei Jahre später, am 3. August 1812 verkaufte Worm das Anwesen an seine Ehefrau, Auguste Theodora Sophia geborene Thiele für 800 Taler. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 5 Fol. 345 ff.]

Bereits am 6. Juni 1815 folgte der nächste Eigentümerwechsel. Käufer war der Spreedorfer Leinwand-Negotiant Johann Christian Gocht um 2.000 Taler. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 5 Fol. 380b ff.]

Gocht kam wegen nicht abgeführter Kaufgelder in Schulden und das Haus und die Grundstücke wurden zwangsversteigert. Den Zuschlag für das höchste Gebot von 1.000 Talern erhielt der Doktor der Medizin Johann Heinrich Geller, worauf am 9. Dezember 1818 die Adjudikationsurkunde ausgestellt wurde. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 5 Fol. 428 ff.]

Dr. Geller hatte im Haus neben seiner Praxis auch eine Apotheke betrieben. Haus und Apotheke sowie Zubehör verkaufte er am 28. November 1826 an den Sebnitzer Apotheker Ferdinand Christian Pfotenhauer für 2.725 Taler. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 5 Fol. 557 ff.]

Seit 1827 firmierte die Apotheke unter dem Namen „Marien-Apotheke“. An der Außenfassade war eine Marienstatue eingebaut.

Am 4. Oktober 1831 wurde die nächste Kaufurkunde ausgefertigt. Der Apotheker Eduard Adolph Seele aus Plauen kaufte die am Markte gelegene Apotheke nebst Hintergebäuden, Schuppen, Garten, sowie sämtliche vorhandenen zur Apotheke gehörigen Utensilien, Vasen und Warenvorräte für 5.300 Taler. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 6 Fol. 35b ff.]

Eintrag im 1841 erstellten Gebäudeabschätzungsverzeichnis:
Am Markte Nr. 48 Apotheke
Adolph Eduard Seele
Wohnhaus:
Parterre: 1 Keller 1 Apotheke, 2 Stuben, 2 Gewölbe.
Etage: 1 Stube, 2 Kammern, 1 Küche, Bodenraum.
1 Gang zum Hintergebäude mit 1 Kammer.
Hintergebäude:
1 Laboratorium, 1 Gewölbe, 1 Stall, 2 Stuben, Bodenraum.
Schuppen:
1 Local, Wagenremise, Bodenraum.

1852 erfolgte ein Neu- und Anbau des Hauses.

Im 1864 erstellten Brandversicherungskataster wurde eingetragen:
Nr. 9, Emil Gotthold Brückner, Apotheker
a) das Wohngebäude mit Apotheke, Keller, angebautem Gang mit Apartements, angebautem Hintergebäude mit Wohnung und Laboratorium. Dachbedeckung weich.
b) das Niederlagsschuppengebäude für leicht entzündliche Stoffe, Fette, Oele pp; das corpus pharmaceuticum. Dachbedeckung hart.
A) die in der Apotheke des Gebäudes sub a) befindlichen Gerätschaften, B) die im Laboratorie desselben Gebäudes befindlichen Gerätschaften.

Obermarkt Nordostecke mit Apotheke

Apotheke vor 1940

1941 erfolgte der Umbau zum heutigen Aussehen. Die namensgebende Marienfigur wurde in den Geschäftsräumen der Apotheke angebracht.
Am neu gebauten Erker des Gebäudes ziert apothekenbezogener plastischer Schmuck, geschaffen vom Dresdener Bildhauer Oswald Kurt Dämmig, die Hausfassade.

Apotheke nacch 1940

Literaturhinweis: Marien-Apotheke Neusalza-Spremberg von den Anfängen bis heute; Oberpharmazierat Hans-Christian Scheibner; Oberlausitzer Verlag, 2020.