03 - Kirchstraße 2
Ältester, noch überlieferter Nachweis des Gebäudes ist ein Kauf- und Tauschvertrag vom 7. Juni 1706. In dessen Folge wurde der hiesige Bürger und Leinweber Andreas Schmied neuer Eigentümer des Hauses, unter der Bedingung, die auf dem Haus haftenden jährlichen Abgaben wie 4 Taler Schutzgeld, 6 Groschen Königlich und Kurfürstlichen Erbzins, 4 Groschen für den Pfarrer und 2 Groschen für den Schulmeister zu übernehmen. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 2 Fol. 116b ff.]
Andreas Schmied verstarb 1714 im Alter von 34 Jahren. Seine Witwe Catharina und die unmündigen Kinder verkauften das Haus 1717 für 360 Taler an Christian Hennig z.Z. Königlich Polnischer und Kursächsischer Zolleinnehmer in Neusalza. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 2 Fol. 277 ff.]
Hennig hatte zusammen mit seiner Frau im Juli 1719 den ersten Gasthof-Pachtvertrag des neuen Rats- und Gewandhauses abgeschlossen. Nachdem Hennig „in ziemlichen Abfall seines Vermögens gerathen“, auch die Kaufgelder für das Haus nicht gezahlt hatte, wurde das Haus öffentlich versteigert. Peter Mosich, Bürger und Gemeinältester in Neusalza kaufte das Anwesen am 31. August 1722 als Meistbietender für 165 Taler. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 2 Fol. 391 ff.]
Peter Mosich, aus Ottenhain bei Löbau gebürtig, hatte 1702, 30jährig, das Neusalzaer Bürgerrecht erhalten. Er bewohnte das Haus höchstwahrscheinlich selbst, da er bis 1738 kein weiteres Haus in Neusalza besaß. 1722 hatte er als Gemeinältester 35 Baustellen von der Herrschaft zum Weiterverkauf erworben.
Am 29. Januar 1738 verkaufte Mosich das Haus an den Spremberger Bleicher Johann Michael Queisser für 350 Taler. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 3 Fol. 89 ff.]
Auch Johann Michael Queißer geriet in Schulden und das Haus musste versteigert werden. 660 Taler bot Christian Traugott Werner, Zoll- und Land-Acciseinnehmer und hiesiger Bürger als Meistbietender. Am 18. November 1774 wurde ein „Adjudikationsrecess“ darüber gefertigt. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 4 Fol. 179b ff.]
Der nächste Kaufvertrag wurde am 16. Mai 1786 für Johann Christoph Schäfer, hiesigen Bürger und Handelsmann in Ebersbach ausgestellt. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 4 Fol. 335 ff.]
Schäfers Enkeltochter Christiana Elisabeth Bauch geb. Neitsch erhielt das Haus laut Testament. Sie erhielt einen Lehnschein am 14. September 1820. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 5 Fol. 477 ff.]
Eintrag im Gebäudeabschätzungsverzeichnis von 1841:
Obermarkt. Nr. 24. Christiane Elisabeth verw. Bauch.
Wohnhaus.
Parterre: 1 Stube, 1 Kammer, 1 Küche, 1 Gewölbe, 1 Stall.
Etage: 3 Stuben, 1 Kammer
1 Boden mit 3 Kammern.
Hintergebäude. Dachboden.
Schuppen.
Der Sattlermeister Traugott Leberecht Opitz erwarb am 3. Juni 1843 das Haus. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 9 Fol. 61 ff.]
Das Haus wurde beim großen Brand 1856 beschädigt, der die gesamte Westseite des Marktes verwüstete.
Im Brandkatastereintrag 1864 ist unter Nr. 155 für Traugott Leberecht Opitz, Hausbesitzer mit Landwirtschaft eingetragen:
a) das Wohngebäude mit Backofen, Keller und angebautem Privet. Dachbedeckung hart. Zeitwert und Versicherungssumme: 1.800 Taler.
b) das Holzschuppengebäude. Dachbedeckung hart. Zeitwert und Versicherungssumme: 100 Taler.
c) das gewölbte Stall- und Wagenschuppengebäude mit Futterraum. Dachbedeckung hart. Zeitwert und Versicherungssumme: 780 Taler.
Auf alten Fotografien ca. um 1870 ist erkennbar, dass am Haus über der Eingangstür ein Ausleger mit Pferd, Reiter und einem stilisierten Sattel angebracht war.
Der Sattlermeister Traugott Leberecht Opitz, der auch zum Ehrenbürger der Stadt ernannt worden war, verstarb 1891.
Seit 1928 wird im Haus mit Eisenwaren gehandelt. Von 1928 bis 1965 führte Wilhelm Runzel das Geschäft.