Historische Stadtrundgänge durch

Neusalza-Spremberg

02 - Ev.-Luth. Kirche Zur Heiligen Dreifaltigkeit

Ev.-Luth. Kirche „Zur Heiligen Dreifaltigkeit“ Neusalza

Die Genehmigung zur Begründung einer eigenen Kirchgemeinde und zum Aufbau eines Gotteshauses in Neusalza erteilte der Sächsische Kurfürst Johann Georg ll. am 14. Oktober 1674.

Vorangegangen war die Verstimmung des Oberkonsistoriums über die von Frau Catharina von Salza, als damalige Grundherrschaft, eigenmächtig initiierten Gottesdienste in „böhmischer Sprache“. Frau von Salza hatte dazu extra einem aus Ungarn geflüchteten Pfarrer, Stephan Pilarick, ein Haus am Markt für die Abhaltung der Gottesdienste vermacht.

Die Grundsteinlegung für die neue Kirche erfolgte am 12. Juli 1675.

Da das reichlich 100 Einwohner zählende Städtchen Neusalza die Baukosten nicht selbst aufbringen konnte, wurden Sammlungen in vielen evangelischen Gemeinden veranstaltet. Spenden kamen aus Gemeinden der Oberlausitz, aus den Meißner Landen, aus den Hansestädten Lübeck und Bremen und sogar aus Dänemark und Schweden. So konnte der Bau 1678 vollendet werden. Am 4. Februar 1679 wurde die Kirche geweiht.

ln den kommenden Jahren haben die Neusalzaer Bürger wieder und wieder an ihrer Kirche gebaut, den Großteil der Arbeiten zahlten die Bürger aus eigener Tasche. 1707 machte sich der Neubau des hölzernen Turmes, eines Dachreiters, der zwei Glocken beherbergte, notwendig. Bei der Gelegenheit schaffte die Bürgerschaft auch eine Turmuhr mit Zimmerblatt an. 1716 nahm der Turm eine dritte Glocke auf. 1715 erfolgte der Bau einer Sakristei. Herr Johann Carl von Rüdinger auf Weigsdorf verehrte der Kirche einen hölzernen Taufengel nebst Taufschale. 1754 wurde eine gebrauchte Orgel angeschafft.

Als Herr Peter August von Schönberg 1768 das Rittergut Spremberg mit Neusalza kaufte, gab er die Zusicherung, die Kosten für den Bau eines massiven Turmes zu übernehmen. Im Beisein des Rittergutsherrn wurde 1769 der Grundstein gelegt und am 23. September 1770 der Kirchturm vollendet.

Neusalzaer Kirche um 1830

1851 wurde an der Südwestseite der Kirche und des Turmes eine Leichenhalle angebaut.

Seit den 1840er Jahren sparten die Neusalzaer einen Orgelbaufond an. Um der neuen Orgel einen ausreichenden Platz zu geben, machte sich die Umgestaltung der gesamten Inneneinrichtung der Kirche notwendig.
1859 wurde der alte Einbau herausgerissen und nach Plänen des Baumeisters Carl Thomas fertigten innerhalb von fünf Monaten Zimmermeister Henke und weitere heimische Handwerker den Einbau und Tischler Hünlich, nach eigenen Plänen, Altar und Kanzel.
Ein Blitzschlag im August 1859 gab den Anstoß, die Kirche mit einem Blitzableiter zu versehen und die Turmhaube mit Schiefersteinen zu belegen. Am 2. Oktober 1859 fand das Einweihungsfest statt. Die gesamten Baukosten beliefen sich auf etwas über 3.500 Taler, die Großteils aus dem Orgelbaufond und weiteren privaten Spenden bestritten wurden.

1883 erfolgte der Anbau einer Kirchenvorhalle im gotischen Stil, wegen Stilfremdheit wurde diese in den 1930er Jahren wieder entfernt.

Neusalzaer Kirche um 1900

1979 jährte sich zum 300. Male die Weihe der Kirche. Im Vorfeld erfolgten verschiedene Renovierungsmaßnahmen. Größere Arbeiten bedurften wegen der Mangelwirtschaft langer Vorbereitung. So konnte erst 1987-89 das Kirchendach neu geschalt und mit Kunstschiefer eingedeckt werden. Die westdeutsche Partner-Landeskirche und die Partnerkirchgemeinde leisteten dazu einen großen finanziellen Beitrag.

In den Jahren 1992 bis 1998 wurde die Kirche umfassend saniert.

Neusalzaer Kirche mit Schule und Pfarre - Aquarell von Carl Golbs


Glocken

Die ersten Glocken der Kirche hatten ein wechselhaftes Leben. Von den ersten beiden zersprang eine 1716 und wurde von Weinhold in Dresden umgegossen. Er fertigte auch die dritte Glocke, die von der deutschen Gemeinde in Auftrag gegeben worden war. Diese wurde jedoch bereits 1732 wieder umgegossen. 1865 kaufte die Kirchgemeinde ein neues Geläut bestehend aus drei Glocken, gegossen von C.A. Jauk in Leipzig. 1917 musste die Kirchgemeinde Neusalza zwei dieser drei Bronzeglocken zu Kriegszwecken zum Einschmelzen abgeben. 1926 werden drei neue Bronzeglocken der Firma Schilling in Apolda angeschafft. Die verbliebene dritte alte Glocke gab man in Zahlung. Dieses Geläut hatte die kürzeste Lebenszeit. 1942 mussten alle drei Glocken zu Kriegszwecken abgeliefert werden.

Die kleinste Glocke, auch Exulantenglocke genannt, von Andreas Herold 1678 gegossen, hing seit 1900 in der neuerbauten Friedhofskapelle. 1942 kam sie in den Kirchturm.

Nach langen Verhandlungen konnte man 1964 eine Bronzeglocke von der Kirchgemeinde Constappel-Gauernitz kaufen, die 1965 aufgehangen wurde. lm selben Jahr wurde auch eine elektrische Läutemaschine angeschafft.

Zur Jahrhundertfeier 1979 wurde das Geläut durch zwei weitere Bronzeglocken vervollständigt. Am 14. Januar 1979 erfolgte die Glockenweihe.


Das Neusalzaer Pfarrhaus

lm Neusalzaer Kirchen-Recess von 1674 war dem Pfarrer (Pfarrer Pilarick) verbrieft worden, dass ihm die Frau Wittwe (Frau von Salza) eine Wohnung zu erbauen habe, bis dahin solle er das ihm zur Verfügung gestellte Haus am Markt (weißes Haus) weiter bewohnen.

Erst 1695 nach Stephan Pilaricks Tod wurde das Neusalzaer Pfarrhaus angefangen zu bauen, 1703 war der Bau vollendet. Es muss sehr mangelhaft gebaut worden sein, denn fortwährend erforderte es Reparaturen. Aufgrund des schlechten Zustandes versprach endlich die damalige Rittergutsherrschaft, ein neues Haus zu errichten. 1785 wurde es massiv ausgeführt, das Dach jedoch mit einfachen Ziegeln und ohne Dachrinne versehen. 1833 bekam das Haus endlich auf der sogenannten Abendseite eine Doppeldeckung, 1837 gar erst eine Dachrinne installiert.

Nach dem Auszug des letzten Neusalzaer Pfarrers im Herbst 1935 war das Pfarrhaus vermietet. 1976 wurde es verkauft und dient seitdem Wohnzwecken.


Das Neusalzaer Schulhaus

Infolge des Rezesses von 1674 war die Spremberger Rittergutsherrschaft als Träger der Kollatur verpflichtet, ein Schulhaus zu erbauen. Bereits 1685/ 86 wird von einer Schule in der Nähe der Kirche berichtet. Dieser Bau muss sehr schlecht aus altem Bauholz ausgeführt worden sein. 1729 wird ein neues größeres Haus anstelle des alten erbaut. Doch auch dieses „war eher unbequem und der Schulraum finster“, auch die zunehmende Schülerzahl erforderte mehr Platz. Kirchgemeinde, Schulvorstand und Schulinspektion entschlossen sich zum Neubau. Die alte Schule wurde 1839 niedergerissen, an gleicher Stelle, da kein anderer Bauplatz zur Verfügung stand, wurde die neue Schule errichtet, die 1840 ihrer Bestimmung übergeben wurde.

1937 wurde das Grundstück der Kirchschule an den Schulbezirk Neusalza-Spremberg verkauft.


Die Neusalzaer Friedhöfe

Hinter der Neusalzaer Kirche zum Lindenberge hin befand sich der alte Kirchhof. Da er jedoch sehr nass und überfüllt war, kaufte die Stadtgemeinde 1817 ein Stück Feld auf der Südseite der Stadt zur Anlage eines neuen Friedhofs. Bis 1856 verblieb der Friedhof im Eigentum der Stadtgemeinde Neusalza, mit dem Jahreswechsel ging er an die Kirchgemeinde über. 1870 machte sich eine Erweiterung der Anlage notwendig.
1899 wurde eine Friedhofskapelle nach Plänen des Dresdner Architekten Reuter gebaut. Nach Fertigstellung kam das kleine Glöckchen, das sogenannte Exulantenglöckchen in den Dachreiter.

1997 bis 1998 erfuhr die Friedhofskapelle eine umfassende Renovierung.

Gegenwärtig werden die hiesigen Verstorbenen vorrangig auf diesem Friedhof bestattet.

Neusalzaer Friedhof

Neusalzaer Friedhof