01 - Ehemaliges Amtsgericht
1888 wurde das Gebäude im neoklassizistischen Stil mit Hintergebäude als Gefängnis vom Ebersbacher Baumeister Johann Ernst Fabian nach Plänen des Dresdner Architekten und Baubeamten Edmund Bräter (1855–1925) als Sitz eines neuen Königlich-Sächsischen Amtsgerichts erbaut.
„Das Amtsgericht Neusalza wurde 1879 aufgrund des Gerichtsverfassungsgesetzes vom 27. Januar 1877, das in Sachsen zum 1. Oktober 1879 in Kraft trat, als unterste Instanz gebildet.
Es löste das bisherige Gerichtsamt Neusalza ab, unterstand dem Landgericht Bautzen und war zuständig für die Stadt Neusalza und 20 Gemeinden. Dazu zählten Beiersdorf, Cunewalde, Dürrhennersdorf, Halbau, Köblitz, Lindenberg, Neudorf-Schönbach, Neuschönberg, Neuspremberg, Niederfriedersdorf mit Neufriedersdorf; Obercunewalde mit Neudorf bei Cunewalde, Oberfriedersdorf, Oppach (Neu-, Nieder- und Ober-), Picka, Schönbach, Schönberg, Sonnenberg, Spremberg, Taubenheim (Nieder- und Ober-) mit Neutaubenheim und Wassergrund, Weigsdorf mit Neuköblitz und Neuweigsdorf.
Die Zuständigkeit des Amtsgerichts umfasste allgemeine bürgerliche Rechtsstreitigkeiten, die einen Wert von 300 Reichsmark nicht überstiegen, Strafsachen, die mit bis zu drei Monaten Gefängnis bestraft wurden, und die freiwillige Gerichtsbarkeit (Nachlass- und Vormundschaftssachen, Grund- und Hypothekensachen und Registersachen).
Ab dem 29. Oktober 1933 trat das Reichserbhofgesetz in Kraft. Es verpflichtete die Amtsgerichte zur Führung von Erbhöferollen.
Die Änderung des Stadtnamens nach der Vereinigung der Orte Neusalza und Spremberg zur Stadt Neusalza-Spremberg im Jahr 1920 wurde auch für das Amtsgericht übernommen, das fortan Amtsgericht Neusalza-Spremberg hieß. …
Im Rahmen der Vereinfachung der Gerichtsorganisation wurde mit Rundverfügung des Reichsministers der Justiz vom 11. Februar 1943 das Amtsgericht Neusalza-Spremberg zum 21. Juni 1943 dem Amtsgericht Ebersbach als Zweiggericht unterstellt.
Es wurde in eine Geschäftsstelle dieses Amtsgerichtes umgewandelt und existierte als eigenständiges Amtsgericht nicht mehr.“
[Quelle: http://archiv.sachsen.de/archiv Bestand 50058 Amtsgericht Neusalza-Spremberg]
Das ehemalige Amtsgerichtsgebäude wurde 1952 als Berufsschule des Bezirkes Dresden für die Ausbildung von Steinmetzen, ab ca. 1960 für das Schmiedehandwerk genutzt. Neben dem Schulbetrieb diente es auch als Wohnheim für die Lehrlinge und verfügte über eine eigene Küche.
Seit Anfang 1992 ist das denkmalgeschützte Gebäude Rathaus für Neusalza-Spremberg und Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Neusalza-Spremberg mit Friedersdorf, Schönbach und Dürrhennersdorf.
Im Haus befinden sich neben den Verwaltungsräumen der Festsaal, verschiedene Konferenzräume, der große Ratssaal, sowie die Stadtbibliothek.
2021 finden Renovierungsmaßnahmen des Treppenhauses und der Gänge sowie die Umgestaltung des Innenhofes statt.
Dieser wird in jüngster Zeit gern zu Konzertveranstaltungen genutzt.
Reste der ehemaligen Gefängnismauer begrenzen noch heute Teile des Grundstückes.