10 - Niedermarkt 3
Erster noch belegbarer Nachweis des Hauses ist ein Kaufvertrag vom 4. September 1702. Johann George Hohlfeld verkaufte sein Bürgerhaus, gelegen zwischen Christoph Rößners Jun. und Adam Rudolphs Bürgerhäusern, vormals von Hanns George Kühnel Jun. besessen, für 46 Taler an den Kramer Michael Nitzschken von Ober Neukirch. [StFilA Bautzen, 50306, Stadt Neusalza, 16]
Am 26. April 1747 starb Michael Nitsche [Nitzschke], Bürger und Ratsverwandter 72jährig. Bereits am 5. Juni desselben Jahres verkauften seine Erben Haus und Zubehör „am hiesigen Viehmarkte, zwischen Mstr. Gottfried Hauptmanns Sättlers, Mstr. Christoph Gottlob Rößners Schuhmachers Bürgerhäusern und der sogenannten Nieder- oder Rosengasse innen gelegen“ für 150 Taler an den aus Löbau gebürtigen Meister Johann Gottlieb Blaser, Schuhmacher, Lederhändler und Bürger in Neusalza. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 3 Fol. 279 ff.]
Nachdem Johann Gottlieb Blaser in ziemliche Schulden geraten war, wurde sein Haus und Garten sowie seine Schuhbank meistbietend versteigert. Den Zuschlag für 145 Taler erhielt der Oppacher Wirtschaftsverwalter Jacob Anders, dieser trat ihn jedoch an Johann Gottlieb Blasers ehelich einzigen Sohn selben Namens, einen Schuhknecht ab. Der Adjudikationsschein wurde am 9. November 1757 ausgefertigt. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 3 Fol. 395 ff.]
Auch Johann Gottlieb Blaser Jun. verschuldete sich und das Blaserische Haus musste erneut zwangsversteigert werden. Das höchste Gebot von 130 Talern bot Christian Traugott Werner, Zoll- und Land-Accis-Einnehmer und Neusalzaer Bürger. Der Adjudikationsschein wurde am 5. November 1782 ausgestellt. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 4 Fol. 294 ff.]
Am 21. Februar 1785 wurde das Haus erneut verkauft. Der Bürger und Handelsmann Christian Traugott Werner verkaufte es an den kurfürstlich sächsischen Zoll- und Land-Accis-Einnehmer Johann Gottfried Kleinhempel für 250 Taler. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 4 Fol. 320 ff.]
Nach dem Tode von Johann Gottfried Kleinhempel, gewesenen Neusalzaer Bürgermeisters, bat dessen Sohn, der Bürger und Kramer Traugott Leberecht Kleinhempel als alleiniger Testamentserbe seines Vaters das Gericht um die Lehnsreichung des hinterlassenen Hauses. Der Lehnsschein wurde am 27. September 1808 ausgestellt. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 5 Fol. 273 ff.]
Eintrag im Gebäudeabschätzungsverzeichnis 1841:
Topfmarkt. Nr. 61. Johanne Rosina verwitwete Kleinhempel.
- Wohnhaus.
- Parterre: 1 Stube, 1 Kammer, 1 Gewölbe, 1 Holzschuppen, 1 Keller.
- Etage: 2 Stuben, 2 Kammern, 1 Vorsaal, Bodenraum.
Traugott Leberecht Kleinhempels Witwe Johanne Rosine geborene Eichhorn verkaufte am 13. September 1842 das Haus mit Garten und Zubehör an ihren Sohn, den Bürstenbindermeister Ernst Kleinhempel für 300 Taler. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 9 Fol. 34 ff.]
Eintrag im Brandversicherungskataster vom 1. Januar 1864:
Nr. 21. Johann Karl Gottfried Vollert. Schuhmachermeister und Hausbesitzer
- a) das Wohngebäude mit Keller, angebautem Holz- und Geräteschuppen und Gang. Dachbedeckung weich.
1867 wurde das Haus verputzt, um ein städtisches Steinhaus vorzutäuschen.
Bei der Sanierung 2007 durch den derzeitigen Hauseigentümer wurde das sehr gut erhaltene Umgebinde entdeckt und das Haus erhielt wieder sein ursprüngliches Aussehen.
Der Bauherr erhielt 2008 als Anerkennung für dieses Herangehen, das Umgebinde zu erhalten, den Preis der „Stiftung Umgebindehaus“.