12 - Zittauer Str. 2
Die erste Bebauung des benannten Grundstücks erfolgte sicher in der Gründungszeit der Stadt ab 1670. An den östlichen Teil des Niedermarktes, früher Vieh- bzw. Topfmarkt genannt, schließt sich die Zittauer Straße an. Das erste Haus der Zittauer Straße stadtauswärts rechter Hand ist dieses benannte Grundstück.
Der erste noch belegbare Kaufvertrag eines Hauses auf benanntem Grundstück wurde am 11. Mai 1705 ausgestellt. Meister Gregor Löhmann (Lehmann) verkaufte „sein allhier zwischen der verwittibten Marien Voigtin und Michel Stephans innen gelegenes Bürgerhaus“ und zugehörigen Garten und Äcker an den Hufschmied Friedrich Hühnel für 150 Taler. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 2 Fol. 81 ff.]
Lehmann war Zimmermann und zeitweise Pachter der Spremberger Walkmühle. Friedrich Hühnel, geboren 1680 in Spremberg als Bauerssohn, hatte das Schmiedehandwerk erlernt und erhielt am 17. August 1705 das Neusalzaer Bürgerrecht. Er richtete auf dem Grundstück eine Schmiede ein.
Am 11. Februar 1737 verkaufte Friedrich Hühnel das Grundstück an seinen ältesten Sohn Gottfried für 150 Taler. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 3 Fol. 86 ff.]
Gottfried Hühnel verstarb 1742 und Haus, Hof, Scheune und Schmiedehäusel fielen an den Vater zurück.
Friedrich Hühnel führte die Schmiede weiter und verkaufte am 17. Juli 1747 das Bürgerhaus mit Hof, Scheune und Schmiedehäusel an Andreas Weber, einen gebürtigen Spremberger, der das Schmiedehandwerk erlernt hatte, für 120 Taler. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 3 Fol. 282 ff.]
Daniel Gottlieb Werner, eines Neusalzaer Bürgers Sohn und Schmied kaufte das Bürgerhaus mit Hof, Scheune, „Schmiedehäusel und Schmiedegärtchen“ von Andreas Weber am 3. November 1787 für 120 Taler. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 4 Fol. 344b ff.]
Im November 1800 nahm Werner aus dem Vermögen der Neusalzaer Kirche einen Kredit über 100 Taler auf. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 5 Fol. 198]
Das Geld verwandte er zum Bau eines neuen massiven Hauses. Die Jahreszahl 1801 im granitenen Türstock kündet noch heute von diesem Bau.
1811 starb Werner als Senator des Stadtrates und Handelsmann. Werners Schwiegersohn Friedrich August Kleinhempel kaufte am 14. Juli 1825 von der Witwe und den vier Töchtern das Grundstück für 2.000 Taler. [Gerichtsbuch Neusalza Nr. 5 Fol. 525b ff.] Kleinhempel war von Beruf Riemer, 1826 wurde er als Weißbäcker benannt, 1847 war er Postverwalter.
Zeitungsmitteilung zu „100 Jahre Postamt“ [Ausschnitt]
„…Die Posträume verlegte man auf den Niedermarkt in das Haus, wo heute die Drogerie Pötschke ist. Während Kleinhempels Amtszeit wurde am 1. Dezember 1846 die einspännige Fahrpost Ebersbach - Bautzen eröffnet und am 1. Juli 1849 die Fahrpost Neusalza - Löbau. Inzwischen waren die Barrikadenkämpfe im Mai 1849 ausgefochten worden; bis in unseren Ort schlugen die Wogen der unruhigen Zeit. Allerlei Klatsch und Verleumdungen brachten Kleinhempel als Aufrührer in den Anklagezustand. Obwohl sich die Anschuldigungen als maßlos übertrieben erwiesen, wurde doch Kleinhempel am 1. März 1850 strafweise entlassen…“
Eintragung im Brandkataster vom 1. Januar 1864
Nr. 49. Friedrich August Kleinhempel, Hausbesitzer (Landwirtschaft)
- a) das Wohngebäude mit Keller, angebautem Gang und Privet. Dachbedeckung hart.
b) das Werkstattgebäude mit Wohnung, Keller, angebautem Erker und Holzschuppen. Dachbedeckung weich.
c) das Scheunengebäude mit angebauter Vergrößerung. Dachbedeckung weich.
Auf dem Grundstück waren im Laufe der Jahre vielfältige Gewerbe betrieben worden.
Am 29. Oktober 1867 kaufte Otto Kleinhempel das Grundstück.
Der Schlosser Otto Adolf Kleinhempel kaufte das Grundstück zusammen mit seinem Vater Otto Kleinhempel für 15.000 Mark am 3. Mai 1893.
17. Mai 1899: der Privatmann Friedrich Wilhelm Höhne kaufte das Grundstück von Otto Adolf Kleinhempel für 45.000 Mark.
21. Oktober 1899: der Schlossermeister Franz Louis Fleischmann und der Schlossergeselle Albert Hugo Fleischmann in Neusalza kauften das Grundstück von Friedrich Wilhelm Höhne für 41.000 Mark.
Von 1900 bis 1902 erfolgten mehrere Eigentümerwechsel.
Seit 1959 wurde die Drogerie als HO betrieben.
Ab 1975 standen die Gewerberäume leer bzw. wurden als Lagerraum genutzt.
1990 kaufte Michael Voigt das Haus und richtete eine Druckwerkstatt ein.